Lektora: Der Poetry-Slam-Verlag aus der Szene für die Szene

Die Leipziger Buchmesse war schön und aufregend. Ich habe viele neue Leute kennengelernt und ein Verlag ist auf mich aufmerksam geworden! Der Lektora Verlag hat mich offiziell als Blogger angenommen und mir auch schon mein erstes Rezensionsexemplar zugeschickt. Ich möchte die Gelegenheit nutzen und euch den Verlag einmal näher vorstellen. 

Der Lektora Verlag beschäftigt sich mit Poetry Slam Texten. Da ich davon ausgehen, dass nicht alle von euch etwas mit diesem Begriff anfangen können, werde ich ihn noch einmal schnell definieren.

Poetry Slam an sich ist eigentlich eine Art Dichterwettstreit der vor einem Publikum geführt wird, welches mit seiner Punktevergabe entscheidet wer Gewinner des Abends wird. Die Kandidaten bzw. die Slamer tragen dort selbst geschriebene Texte vor und stehen eigentlich immer mit einem Zettel auf der Bühne, sie müssen den Text also nicht zwingend komplett auswendig können. Diese Texte können sowohl Gedichte, als auch Lieder, kleine Geschichten oder andere Erzählungen sein, richtige Einschränkungen gibt es da soweit ich weiß nicht. Die Themen der Texte sind ähnliche vielfältig und können von Geschichten aus dem Alltag, über Märchen und die Liebe sein. Theoretisch kann man sogar seine eigene Einkaufsliste vortragen, wenn man der Meinung ist, dass Publikum damit begeistern zu können ;) Nur muss meistens eine gewisse Zeit bei vortragen eingehalten werden, in der Regel sind das 5 Minuten. Genaueres auch zu der Entstehung des Poetry Slams, kann man auf der Verlagsseite erfahren: *Klick mich*

Der Lektora Verlag hat es sich unter anderem zur Aufgabe gemacht, eben diese Texte in Buchbänden zu sammeln und so den Fans der jeweiligen Slams die Möglichkeit zu geben, ihre Lieblingstexte zu lesen wann immer sie Lust haben. Dabei kann der Verlag natürlich nicht ALLE Slamer und Slamtexte in Deutschland abdecken. Verlegt wurden in dem Verlag aber schon 3 Bücher des Meister im deutschsprachigen Poetry Slam 2013 Jan Philipp Zymny, einige Bücher des ehemaligen Meisters Sebastian 23, sowie auch Bücher von Michael Feindler und Sandra Da Vina um nur einige Namen zu nennen. Aber Lektora produziert nicht nur Bücher, sondern Hörbücher und seit neustem auch DvDs.
Der Verlag arbeitet allerdings auch noch als Event- und Schulungsagentur. So organisiert er regelmäßig Poetry Slams und Workshops zum Thema, um den Spaß an der Sache so vielen Leuten wie möglich zu vermitteln.
Um die Vielfalt der im Verlag dargebotenen Bücher zu zeigen, werde ich euch heute 3 verschiedene davon vorstellen:


"Tintenfische 2" von Jason Bartsch und Nils Früchtenicht

Seiten: 138 ohne Nachwort
Erscheinungsdatum: 10. Juni 2015
Preis: 12,00€

Dies ist der nun schon zweite Band der Tintenfischen-Reihe in der Texte von jungen, aufstrebenden und vor allen Dingen noch nicht so bekannten Poetry Slamern gesammelt werden. Ein Thema für die Texte ist nicht vorgeschrieben und so findet man hier eine breitgefächerte Auswahl. Es beginnt mit einem Text, ich würde schon fast sagen einer Hommage an die Szene in der der Autor Jason Bartsch von seiner ganz persönlichen Verbindung zu der Bühne spricht. Eine wirklich sehr gelungene Einleitung die mich, nach langer Zeit ohne Poetry Slam, sehr schnell wieder an das erinnert hat was ich so liebe und auch gern lese. Nach nur einem Text war ich wieder mitten drin und gespannt auf das, was da noch folgte. Weiter geht es dann unter anderem mit einem Rant über die Heimatstadt und meinen persönlichen Lieblingstext aus dieser Sammlung. '[Un]Sichtbar' heißt er und darin erzählt Julia Eckert von den vielen Dingen, die wir nicht sehen können, hauptsächlich geht es um Worte und ihre verletzende Wirkung. Auch wenn sie kein festes Thema haben, sind die Texte in diesem Buch eher tiefgründig und nicht immer witzig, doch das fand ich gut, man muss sich nur darauf einlassen. Auch die gezeichneten Autorenporträts in Sketchform, welche vor jedem Text zu finden sind, haben mir sehr gut gefallen. Da hatte man gleich ein Bild vor Augen, wie derjenige auf der Bühne steht und voll Leidenschaft seinen Text vorträgt. Und sie sind so schön individuell, nicht immer in der gleichen Position, aus verschiedenen Perspektiven und mit anderen Haltungen. Erstaunlicherweise hatte ich dann auch immer eine andere Stimme im Kopf, wenn ich die Texte nicht gerade selbst laut vorgelesen habe, was schon echt cool war.

- Fazit -
Nicht unbedingt das witzigste Poetry Slam Buch im Programm des Lektora Verlages, aber dennoch eines das mir beim Lesen sehr viel Spaß gemacht hat. Hier sieht man was uns junge Menschen heute bewegt. Wer Lust auf etwas tiefgründiges hat, ein paar kurze Texte, Gedichte und Geschichten die dem Leser ein bisschen unter die Haut gehen, der sollte hier auf jeden Fall mal einen Blick rein werfen.


Seiten: 136
Erscheinungsdatum: 3. November 2015
Preis: 12,00€ 

Jan Philipp Zymny ist, wie weiter oben schon erwähnt, im Jahre 2013 zum deutschsprachigen Meister des Poetry Slam gekürt worden und das zu recht. Durch YouTube und Nightwash bin ich zufällig auf den chaotischen und leicht verrückten jungen Mann aufmerksam geworden. Obwohl ich gerade seine Texte eher Live empfehlen würde, sind seine Bücher für Fans wie mich oder Experimentierfreudige genau das richtige. Gerade in diesem Buch tobt er sich wieder aus. Zymny beschäftigt sich dort mit den Fragen nach dem Leben, der Liebe, dem Zusammenleben der Menschen und noch vielem mehr. Er macht das, in seiner ganz eigenen Art und Weise, die anfangs sehr verwirrend sein kann, am Ende aber manchmal vielleicht auch Sinn ergibt. Am besten zu erklären ist das eigentlich mit dem schön gestalteten Klappentext auf dem Rücken des Buches. Dort gibt zum Beispiel ein Krankenwagen mit den Worten "Lalülala! Lalülala! Lalülala!" seine Meinung zu Zymnys neuem Buch ab. Und ich kann ihm da wirklich nur zustimmen. Aber trotz des ganzen Schwachsinns der jetzt zu vermuten ist, spricht er auch das ein oder andere harte Thema an, setzt sich in seinem Slam 'Ich bin müde' sogar mit der derzeit sehr aktuellen Flüchtlingspolitik auseinander, aber eben auf eine sehr lustige Art über die man einfach lachen muss! Ob nun die Fragen, die im Laufe des Buches so aufgeworfen werden, zum Ende hin auch wirklich alle geklärt sind, dass darf dann jeder Leser selbst entscheiden. Denn dieses Buch zwingt den Leser mit zu denken. Aber das ist meiner Meinung nach auch gut so ;) 

- Fazit -
Wirklich fasziniert bin ich von diesem Künstler einfach, weil er manchmal wirklich totalen Blödsinn labern kann, der dann aber irgendwie doch Sinn ergibt und witzig ist. Im gleichen Atemzug kann er aber auch ernst sein, ernste Themen ansprechen und dem Publikum etwas wichtiges vermitteln. Manchmal fragt man sich, was für Drogen er genommen hat, um auf solche Texte zu kommen und doch möchte ich ihn in der Poetry Slam Szene nicht missen. Dieses Buch war toll und ich warte schon mit großer Vorfreude auf sein Nächstes, nur immer her damit!


"Schreiben statt Jammern" von Karsten Strack und Dean Ruddock

Seiten: 151
Erscheinungsdatum: 14. März 2016
Preis: 12,00€

Liebeskummer, ein Thema mit dem sich vielleicht nicht Jeder gern auseinander setzt. Mal verläuft sich eine Beziehung einfach im Sand oder wird total gegen die Wand gefahren. So oder so entsteht dabei eine ganz besondere Art von Trauer, über die man schwer hinweg kommt. Der Lektora Verlag hat sich mit dieser Problematik beschäftigt und einige ihrer besten Poetry Slammer gebeten, ein paar Texte zu schreiben, um Menschen die sich in einer ähnlichen Situation befinden, zu helfen. Und was möchte man dann gar nicht? Man möchte keine Schuldzuweisungen, man möchte sich nicht selbst schlecht fühlen, für die Dinge die passiert sind. Eigentlich möchte man generell so gut es geht an etwas anderes denken. Und man möchte ganz sicher nicht hören, dass man sich jetzt einfach zusammen zu reißen hat, wieder raus geht und auf dem Markt ist. Denn so läuft das nicht immer, das haben auch die Autoren dieser Anthologie verstanden. Kein Text in diesem Buch ist eine Anklage, kein einziger Text macht den Leser schlecht. Es sind viel mehr Texte, Geschichten die man verstehen kann. Mit Protagonisten in dessen Lage man sich gerade gut versetzten kann, aber auch nicht muss. Man kann zusammen mit den Figuren weinen, über sie oder mit ihnen lachen und so in jedem Fall sein eigenes Leid ein bisschen in den Hintergrund drängen. Es sind verschiedenen Texte, die Mut machen können, trösten oder einfach ein bisschen Ablenkung verschaffen. Es ist hier auf jeden Fall für jeden Trauernden etwas dabei, um mal wieder ein bisschen zu lachen oder wenigstens ein Lächeln aufzusetzen.

- Fazit -
Ich gebe zu, ich hab gedacht das wird nix. Ich hatte die Befürchtung dass dieses Buch zwar aus einer sehr netten Idee entstanden ist, letztendlich aber leider seinen Zweck nicht erfüllt. Zum Glück möchte ich sagen, war es dann doch anders als gedacht! Dieses Buch nimmt den Leser wirklich, wie im Klappentext schon beschrieben 'schützend zwischen die Buchdeckel'. So hatte ich eigentlich durchgehen Spaß mit den Texten in dem Buch und wenn dann mal was dabei war, dass mir eben nicht so gefallen hat, dann hab ich eben einfach umgeblättert.
                                                                                                            Eine schöne Zeit hatte ich damit auf jeden Fall.




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